Spanisch gehört zu den weitverbreitetsten Sprachen der Welt. Es ist nicht nur die Muttersprache von etwa 470 Millionen Menschen, sondern wird weltweit auch von 21 Millionen gelernt. Ist es nicht fantastisch, dass wir uns gleich in 25 Ländern der Welt auf Spanisch verständigen können?
Wo Sie Ihre Spanischkenntnisse perfekt einsetzen können
Je nach Land treten dabei Besonderheiten und Charakteristika auf, die Spanisch zu einer der reichhaltigsten und schönsten Sprachen überhaupt machen. Auf unserer Rundreise durch die Welt der Unterschiede zeigen wir Ihnen aber, dass uns diese Varianten nicht trennen, sondern verbinden. 25 Länder, eine Sprache!
Spanisch in Europa – Die Wiege des Spanischen
Von Europa aus begann einst der Feldzug des Spanischen. Von Spanien aus verbreitete sich das sogenannte „Castellano“ oder „Kastilische“ bis nach Amerika, Afrika und Asien. Auch im Heimatland der Sprache findet man jedoch bereits verschiedene Varianten davon. So unterscheidet sich das Spanisch der nördlichen Iberischen Halbinsel von dem der Südhälfte und der Kanarischen Inseln.
- Im Norden … behält das Spanische einige Formen des Altspanischen und nimmt Einflüsse des Katalanischen, Baskischen und Galicischen auf.
- Im Süden … findet sich die größere Vielfalt. So hört man etwa in Andalusien selten das Auslaut-S, da es aspiriert wird. Dafür können Sie in vielen Gegenden Andalusiens und auf den Kanaren das „Seseo" bemerken (c vor e und i sowie z werden wie s ausgesprochen). Weiter wird hier vosotros oft durch ustedes ersetzt. Diese Form des Spanischen kam auch nach Amerika, weshalb sie viele Ähnlichkeiten zu lateinamerikanischen Versionen aufweist.
- Auf den Kanaren … hören wir viele Wörter, die auch in Amerika gebraucht werden, wie etwa papa statt patata für „Kartoffel“ oder guagua (wie in Kuba für „Bus“).
Der Weg über den Großen Teich – Spanisch in Nord- und Mittelamerika
Jenseits des Atlantiks wird Spanisch in Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama sowie den USA gesprochen. Sprachliche Besonderheiten sind in dieser Ländergruppe vor allem in Mexiko und den USA zu beobachten.
So fallen im mexikanische Spanisch neben dem speziellen Tonfall etwa zahlreiche Wörter englischen Ursprungs auf. Außerdem lassen sich in Mexiko weitere sprachliche Besonderheiten beobachten:
- Adjektive, die auf -oso enden: talentoso, estiloso
- Verkleinerungen bei Adverbien: ahorita
- Imperative mit der Nachsilbe -le: ¡Ándale!, ¡Córrele, que se va el camión!
- Mexikanismen oder Wörter, die nur dort verwendet werden: platicar statt charlar, ¡aguas! für „Vorsicht!“ (statt ¡cuidado!), oder chamaco für „Kind“ oder „Junge“.
In Mexiko sowie in Teilen Mittelamerikas ist der Einfluss indigener Sprachen, wie etwa des Náhuatl, zu beobachten. In Zentralamerika, besonders in Guatemala, Costa Rica, El Salvador oder Nicaragua, ist außerdem häufig das „Voseo“ zu hören, bei dem statt tú das vos verwendet wird.
Ein spezieller Sonderfall des amerikanischen Spanisch ist jenes der USA. Haben Sie zum Beispiel schon bemerkt, dass man in Miami, New York oder San Francisco oft mit Spanisch besser durchkommt als mit Englisch? Kein Wunder – immerhin leben in den USA 50 Millionen Hispanos!
Im Süden des Landes geht der starke Einfluss auf die spanischen Siedler sowie die Nähe zu Mexiko zurück. Auch im Rest der USA nimmt die Hispanic-Bevölkerung ungebrochen zu. Offizielle Sprache ist Spanisch mit Ausnahme von Puerto Rico zwar nirgendwo, dennoch ist es allgegenwärtig.
Spanisch in Südamerika und der Karibik
Auch in Kuba, der Dominikanischen Republik, Puerto Rico, Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile, Argentinien, Paraguay, Uruguay und Brasilien wird Spanisch gesprochen.
In der Karibik weist das Spanische dabei Ähnlichkeiten mit dem Andalusischen und dem Kanarischen auf. Zum Beispiel:
- Tuteo – Duzen (tú statt vos oder usted)
- Langgezogene Vokale: oyeeee miiijaaa
- j oder g werden häufig aspiriert: ca/h/ón (statt cajón)
- /r/ hört man oft nicht, und der folgende Konsonant wird verdoppelt: co/bb/ata statt corbata (Krawatte), beispielsweise in Kuba, Puerto Rico oder an der kolumbianischen Karibikküste
- Verdoppelung des Subjekt-Personalpronomens, etwa in Kuba: ¿Tú te vienes o tú te vas?”
Viele Wörter dieser Regionen sind ein Erbe der Kolonialzeit oder indigener Sprachen. Auch aus dem US-amerikanischen Englisch finden sich zahlreiche Einflüsse.
In Südamerika gibt es ebenfalls viele interessante Charakteristika:
- Voseo: flächendeckend in Argentinien, Uruguay und Paraguay. In Chile nur im familiären Umfeld, in Kolumbien, Peru oder Ecuador weniger verbreitet. In einem Kaffeehaus von Buenos Aires sollten Sie Ihr Gegenüber aber unbedingt fragen: ¿Vos, qué tomás? ¿Un café?
- Singulare werden zu Plural: ¿Qué horas son?, wie etwa im Manu Chao-Song Me gustas tú.
- Spezieller Wortschatz: Der Kellner heißt mesero statt camarero, Briefmarken estampillas statt sellos, für die Brille wird lentes oder anteojos statt gafas verwendet. Statt mit dem ordenador wird mit der computadora gearbeitet, Essen wird nicht in den frigorífico, sondern in die heladera oder nevera gestellt.
- Unterschiedliche Aussprache: In Argentinien und Uruguay werden y und ll fast wie sch ausgesprochen (ca/sh/e statt calle). Dort hört man auch häufig che, für “he, du”. Der Wortschatz in diesen Ländern zeigt Einflüsse der indigenen Sprache Guaraní, die in Paraguay neben dem Spanischen Verkehrssprache ist.
In Brasilien wird zwar Portugiesisch gesprochen, Spanisch wird aber durchaus verstanden. Kein Wunder – schließlich lebt eine halbe Million Spanisch-Muttersprachler dort! In den Schulen der Bundesstaaten Rio de Janeiro und Sao Paulo ist Spanisch sogar Pflichtfach. In den Grenzregionen findet man außerdem das “Portuñol”, eine Mischform aus Spanisch und Portugiesisch.
Weiter nach Asien – Spanisch auf den Philippinen
Es sind nicht viele Menschen, die in dieser ehemaligen spanischen Kolonie noch Spanisch sprechen. Etwa 8.000 Spanischsprachigen leben vorwiegend in Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Schon mit Beginn der Kolonisierung im 16. Jahrhundert vermischte sich das Spanische dort mit dem einheimischen Tagalo.
Im Süden der Inselgruppe spricht man Chabacano, eine Sprache, die spanischen Wortschatz mit der Grammatik der einheimischen Sprache verbindet. Es wird von etwa 600.000 Menschen gesprochen und ist für Spanischsprechende einigermaßen verständlich.
Auch in Afrika spricht man Spanisch
Bis 1968 war das westafrikanische Äquatorialguinea 200 Jahre lang spanische Kolonie. Seit 1979 ist Spanisch in der Arbeitswelt, im Bildungswesen und Kulturbereich wieder präsent, auch wenn die Sprecherzahl gering ist.
Ein weiteres Land in Afrika und damit das 25. Land auf unserer Liste, in dem Spanisch gesprochen wird, ist die Westsahara. Obwohl die offizielle Sprache der ehemaligen Kolonie (bis 1976) Arabisch ist, ist Spanisch dort zweite Sprache. Es wird in der Schule gelehrt und im Verwaltungswesen verwendet. Das Spanisch der Westsahara ist von arabischen Wörtern durchsetzt. Im Gesundheitsbereich hört man viele spanische Wörter, da Hilfsmaterial und medizinisches Personal vorwiegend aus Spanien und Kuba kommen.
Spanisch ist Weltsprache
Sie sehen: Spanisch ist eine Sprache, die unseren gesamten Erdball umspannt! 470 Millionen Menschen haben sie als Muttersprache, hinzu kommen etwa 68 Millionen mit hoher Sprachkompetenz. Nimmt man die etwa 21 Millionen Spanischlerner weltweit dazu, kommt man so auf die gigantische Zahl von 559 Millionen Spanischsprechern.
Das sind mehr als 6 % der Weltbevölkerung – Tendenz steigend! Denn Prognosen zufolge soll diese Zahl in einigen Jahren auf 10 % klettern. Und damit sogar die Zahl der Chinesisch- oder Englisch-Muttersprachler übersteigen!